Die phantasievoll kreierten Namen – auf Französisch lauten sie „Clarté ambiante“, „Ligne rassurante“ und „Simple et sympathique“ – bezeichnen unterschiedliche Ausführungen der Front der Fahrzeuge, vor allem des Erscheinungsbilds der Beleuchtung. Die wesentlichen technischen Parameter stehen natürlich fest. Doch es ist immer nett, wenn die Bevölkerung ein Wort mitzureden hat. So machte es auch die Berliner S-Bahn vor der Serienproduktion ihrer neuen Züge. Auch da war die Fahrzeugfront ein Thema, zu dem es unterschiedliche Meinungen gab.
Bestellt wurden für den Einsatz ab 2024 zunächst 37 Tram-Züge. Doch der Rahmenvertrag erlaubt die Nachbestellung von bis zu 83 weiteren Zügen desselben Typs. Besteller und Betreiber sind die Organisation Ile-de-France Mobilités (IDFM) und das Unternehmen Régie autonome des transports parisiens (RATP). Der Auftrag hat einen Wert von rund 130 Millionen Euro. Dadurch sollen die jetzt kursierenden Bestandsfahrzeuge vom Typ TFS-2 (Tramway français standard, Französische Standard-Straßenbahn) ersetzt werden, die teilweise bereits seit 1992 im Einsatz sind. Sie wurden durch GEC Alsthom erbaut, haben einen Niederflur-Anteil und wurden identisch auch nach Grenoble und Rouen geliefert.
Direktverbindung zu Pariser Fernbahnhöfen
Das Einsatzgebiet der neuen Trams wird die 17 Kilometer lange Linie T1 von Asnières-sur-Seine – Quatre-Routes nach Gare de Noisy-le-Sec sein. Die Route dauert etwas mehr als eine Stunde und umfasst sechsunddreißig Haltestellen. Die Eröffnung der Tramlinie fand 1992 statt, seither wurde sie mehrfach erweitert und soll in Zukunft weiter verlängert werden.
An der Station Bobigny – Pablo Picasso ist ein Umsteigen auf die Pariser Metro-Linie 5 möglich, die unter anderem direkt zu den Pariser Fernbahnhöfen Gare du Nord und Gare de l’Est führt. Auf der Linie T1 wurden 2015 bis zu 188.000 Fahrgäste pro Werktag befördert. Sie ist damit die zweitgrößte Straßenbahnlinie in der Île-de-France.
Mit einer Länge von 33 Metern und einer Breite von 2,4 Metern können die neuen Straßenbahnen 15 Prozent mehr Fahrgäste aufnehmen als die derzeit in Betrieb befindlichen. „Die neuen Straßenbahnen der Linie T1 werden mit sechs Doppeltüren von 1,30 m pro Seite einschließlich der Enden ausgestattet. um das Ein- und Aussteigen der Passagiere zu erleichtern und den Zugang für Personen mit eingeschränkter Mobilität zu erleichtern“, informieren IDFM und RATP auf ihrer Webseite. Die neuen T1-Straßenbahnen werden auch mit Klimaanlage, bequemen Sitzen und Videoüberwachung ausgestattet sein. Die dynamischen Audio- und visuellen Informationen sollen, wie es heißt, „immer lesbar und sinnvoll angeordnet“ sein.
Für den Komfort der Fahrgäste sind auch neue Services geplant wie USB-Steckdosen zum Aufladen von Mobiltelefonen oder eine 100-prozentige LED-Beleuchtung. Durch die neu gestaltete Motorisierung und eine Gewichtsreduzierung soll der Energieverbrauch um mindestens 30 Prozent im Vergleich zu den aktuellen Straßenbahnen reduziert werden. Die Straßenbahnen werden zu 95 Prozent recycelbar und zu 99 Prozent verwertbar sein. Ihre Herstellung erfolgt an sechs französischen Alstom-Standorten: La Rochelle, Le Creusot, Ornans, Villeurbanne, Aix-en-Provence und Saint-Ouen.
Jean-Baptiste Eyméoud, Präsident von Alstom Frankreich, freut sich über den Einsatz der neuen Fahrzeuge: „Die Alstom-Teams in Frankreich sind sehr stolz darauf, die neuen Straßenbahnen für die T1-Linie zu liefern und sich an der Erneuerung dieser emblematischen Linie in der Region Paris zu beteiligen. Diese neuen Citadis X05-Straßenbahnen werden zur Verschönerung der Städte beitragen, die sie bedienen werden.“
Durch eine reduzierte Anzahl von Ersatzteilreferenzen und eine verbesserte Zugänglichkeit von Komponenten sollen Wartungen einfach und schneller möglich sein. Sensoren werden eine Echtzeitüberwachung der Ausrüstung ermöglichen. Dadurch wird es möglich sein, Ausfallzeiten durch Predictive Maintenance zu antizipieren und zu minimieren.
Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur