CARGO manager hatte frühzeitig erfahren, dass diese wichtige Messe der Mobilität wohl verschoben werden müsse. Der Grund: Der Veranstaltungsort Karlsruhe liegt im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, in dem besonders scharfe Corona-Schutzregeln gelten. Konkret heißt das: Derzeit ist „Alarmstufe II“ ausgerufen, und Kongresse der geplanten Größenordnung sind verboten. Dazu kamen Unsicherheiten bei ausländischen Besuchern: Werde ich einreisen dürfen nach Deutschland? Muss ich bei mir zu Hause bei der Rückkehr in Quarantäne? So entschlossen sich die Veranstalter – Messe Karlsruhe und der Internationale Verband für öffentliches Verkehrswesen UITP – für eine Verschiebung der
Fachmesse und der begleitenden Konferenz.
„Wir sind zuversichtlich, dass sich die pandemische Lage bis Mai 2022 beruhigt hat“, wurde dem CARGO manager durch die Messe-Organisatoren versichert. „Denn die Branche dürstet nach persönlichen Treffen. Kongress-Vorträge kann man gut digital als Online-Stream zum interessierten Publikum bringen. Aber eine virtuelle Messe ohne die Möglichkeit, Exponate live zu sehen und mit den Handelsvertretern persönlich zu kommunizieren, ist unbefriedigend, sagen alle Stammbesucher*innen.“
Erstmals soll die Prämium-Veranstaltung über zwei Hallen der Messe Karlsruhe durchgeführt werden. Zwar beschäftigt sich die IT-TRANS schwerpunktmäßig mit dem öffentlichen Personenverkehr in Städten und Regionen. Dazu zählen Stichworte wie Smart Ticketing, Smart Cities, Mobility-as-a-Service sowie Autonome Mobilität. Doch unter den Ausstellern und den 180 Rednern in 30 Sitzungen werden auch Themen wie Internet-Sicherheit und Cybersecurity, 5G und Telekommunikation, Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge behandelt. Und das sind Themen, die eine größere Reichweite haben als „nur“ den Personenverkehr mit Tram, Bus oder Zug.
Welchen digitalen Schock die Pandemie bei vielen Playern der Industrie auslöste, verdeutlicht in einem Statement der Key Notice Speaker der IT-TRANS von 2020 Christoph Bornschein. „COVID-19 ist eine echte Störung“, betont der Digitalexperte. „‘Digital‘ war jahrelang etwas, das sich parallel zum Kerngeschäft vieler Konzerne abspielte. Kleine Innovations- und Digitaleinheiten arbeiteten mit agilen Methoden an digitalen Produkten ohne große Überschneidungen mit der Unternehmensrealität.
Für viele von ihnen war dieses Jahr die wahre Belastungsprobe. Die Digitalisierung hat flächendeckend Einzug gehalten, und es wird deutlich, wer gut vorbereitet ist, wobei Covid den Anpassungsbedarf beschleunigt. Und es zeigt: Die meisten Unternehmen aller Größen haben ihre Investitionen in digitale Geräte, Technologien und Anwendungen deutlich erhöht. Plötzlich ist „digital“ zum Überlebensmittel geworden.
Es gibt viele Probleme, die Unternehmen jetzt angehen können. Jene offenen Stellen, die seit Jahren nicht besetzt werden, weil die richtigen Kandidaten nicht verfügbar waren. Jetzt sind die Leute auf dem Markt. Das neue System, mit dem die Mitarbeiter nicht warm wurden? Gerade jetzt sind sie auf genau diese digitalen Werkzeuge angewiesen. Neue Arbeitsmethoden und Prozesse, die schon längst hätten erprobt werden sollen? Sie passieren jetzt, ob es Ihnen gefällt oder nicht. In diesem Sinne kann Covid wirklich ein Motor des Wandels sein.
Die Herausforderung besteht nun darin, die richtigen Fragen zu stellen: Welche lang geplanten Projekte lassen sich nun realisieren, nachdem andere Themen fallen gelassen oder depriorisiert wurden? Und welche Projekte lassen sich besonders gut umsetzen, wenn jeder Mitarbeiter von zu Hause aus arbeitet? Was muss passieren, damit die eigenen Produkte und Dienstleistungen für ein Unternehmen in Quarantäne funktionieren?“
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Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur
