ITB Berlin Kongress: Mehr Binnentourismus, spontanere Urlaubsplanung

ITB Berlin Kongress: Mehr Binnentourismus, spontanere Urlaubsplanung

ITB Berlin Kongress: Mehr Binnentourismus, spontanere Urlaubsplanung

Stark im Trend: Urlaub in Deutschland, hier an der Ostsee in Strande bei Kiel. Bild: Hermann Schmidtendorf
Auf dem ITB Berlin Kongress (8. – 10. März 2022) gaben ITB Berlin und Statista Q einen Ausblick auf das Reisejahr 2022 und die Zukunft der Tourismusbranche. Am Donnerstag, 17. März, bietet der Digital Business Day der Branche die Möglichkeit für digitalen Austausch und Business von jedem Ort der Welt aus – Informationen auf der Brand-Website itb.com. Am 08.03.2023 bis 12.03.2023 wird die nächste ITB als weltweit größte Messe für Reisen in Berlin stattfinden – soweit pandemisch bedingt möglich dann wieder als Präsenzmesse.
Laut Mobility Market Outlook (MMO) von Statista setzte die Tourismusbranche 2021 global rund 260 Milliarden Euro um. In diesem Jahr werden es voraussichtlich mehr als 353 Milliarden Euro sein: mit 46 Prozent das stärkste jährliche Wachstum der letzten Jahre. Bis zur vollständigen Erholung dauert es den Experten des MMO zufolge bis 2024. Auch in den kommenden Jahren wird das Pandemie-Geschehen das globale Reiseverhalten stark beeinflussen.

Dazu gehört eindeutig die stärkere Flexibilität der Reisenden. 2019 brauchte die Mehrheit der Reisenden in Deutschland für den Antritt internationaler Reisen  noch eine Entscheidungszeit über drei Monaten. Jetzt entscheiden sich mittlerweile 28 Prozent der Touristen innerhalb von einem bis drei Monaten, knapp ein Viertel sogar weniger als vier Wochen vor Reiseantritt.

Im Global Consumer Survey (GCS) von Statista aus dem Februar 2022 mit mehr als 2.000 Befragten zeigt sich außerdem, dass die Relevanz von Reiserücktrittsversicherungen im Vor-Corona-Vergleich um fast zehn Prozent gestiegen ist, die von Reiseabbruchsversicherungen sogar um über 20 Prozent. Der Kundenwunsch nach Flexibilität drückt sich auch darin aus, dass die Nutzung von Online-Buchungs-Apps um über 40 Prozent im Vergleich mit 2019 zugenommen hat. Im Binnentourismus ist diese Flexibilität schon vor der Pandemie zugegen gewesen: Mehr als die Hälfte der reisenden Deutschen entschieden sich laut GCS maximal drei Monate vor Reiseantritt für Inlandsreisen.

Auch junge Urlauber*innen bevorzugen die Heimat

Durch Covid befindet sich der Binnentourismus im Höhenflug. Während der Anteil an den Übernachtungen Deutscher Gäste im Juni 2019 nach Daten von DESTATIS bei 84 % lag, betrug er sowohl im Juni 2020 und 2021 94 %. Die Rückkehr ausländischer Touristen wird diesen Anteil senken. Dennoch ist vor allem bei den unter-30-Jährigen eine eindeutige Veränderung sichtbar.

ITB Berlin Convention 2022 – Statista

Der GCS zeigt: Deutschlandreisen sind beliebter denn je. Auch im nächsten Jahr wollen über 38 % der Reisenden unter 30 Jahren eine Inlandsreise vornehmen, eine Steigerung von fast 25 %. Insgesamt planen 72 % der reisenden Deutschen in den nächsten 12 Monaten einen Inlandsurlaub. 2019 lag dieser Anteil noch bei 39 %. Während 12 % als Grund für den Inlandsurlaub Nachhaltigkeit angeben, sind 37 % der Meinung, dass Deutschland-Urlaub ebenso aufregend wie eine Auslandsreise sein kann.

„Smart Accommodation“, Künstliche Intelligenz und Erkennungstechnologie

Über die Hälfte aller Reisenden ist eigenen Angaben zufolge für zukünftige Reisen an neuer Technologie interessiert. Smart-Home-Geräte sind für 21 % der Touristen aus Deutschland, den USA und Großbritannien interessant, etwas weniger beschäftigen sich mit Erkennungstechnologie, Virtueller Realität und individualisierten Reiseempfehlungen durch Künstliche Intelligenz. Die Wichtigkeit von Individualisierung verdeutlicht der Erfolg des Startups „The Hotels Network“. Dieses hat laut der Unternehmens- und Wirtschaftsdatenbank „Crunchbase“ bereits über 15 Millionen US-Dollar Finanzierung erhalten und arbeitet eigenen Angaben zufolge mit über 12.000 Hotels weltweit zusammen. „The Hotels Network“ will mithilfe von prädiktiver Personalisierung des hoteleigenen Online-Kanals dafür sorgen, das Angebot zu verbessern und damit den Umsatz zu steigern.

Das neue Schlagwort lautet „Workation“

Vor allem für Teile der urbanen Bevölkerung entwickelt sich neben den klassischen Reiseformaten Urlaub, Familienbesuch, Sightseeing und weiteren ein neuer Reisegrund: das Arbeiten. „Working from anywhere“ oder auch „Workation“ genannt. Dieses Konzept wurde im letzten Sommer durch Sundar Pichai, CEO von Google, einer breiteren Masse bekannt, indem er in einer veröffentlichten E-mail verkündete, jedem Mitarbeitenden stünden bis zu vier Wochen „Workation“ zu. Das weltweite Online-Suchvolumen hat sich seitdem mehr als verdoppelt. Dadurch könnte sich eine neue Kundengruppe entwickeln, die mit völlig neuen Bedürfnissen und einem Geschäftsreise-untypischen Verhalten neue Potenziale entstehen lassen können.

Was bedeutet der Krieg in der Ukraine für den internationalen Tourismus?

Laut UNWTO betragen die Ausgaben der Ukraine und Russland für grenzüberschreitenden Reiseverkehr in das Ausland gemeinsam ca. 3,2 % des weltweiten Volumens im Jahr 2019. Die angrenzenden osteuropäischen Staaten tragen ca. 1,8 % zu den weltweiten Aufwendungen bei. Die globalen Gesamtausgaben betragen 2019 insgesamt rund 1,5 Billionen US-Dollar. An den internationalen Touristenankünften 2019 in Höhe von knapp 1,5 Milliarden haben die Ukraine und Russland einen kumulierten Anteil von ca. 2,6 %, die angrenzenden osteuropäischen Staaten ca. 5,3 %. Verständlicherweise lassen sich aktuelle und zukünftige Entwicklungen derzeit nicht voraussagen.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur / it

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