Erste Unterrichtsklasse für saudi-arabische Lokführerinnen

Erste Unterrichtsklasse für saudi-arabische Lokführerinnen

Erste Unterrichtsklasse für saudi-arabische Lokführerinnen

Bald ein Bild der Normalität: eine saudische Frau als Lokfahrerin. Bild: SRP
Frauen-Power auf saudi-arabischen Hochgeschwindigkeits-Loks: Im zentral-saudischen Buraida (Provinz Qasim) ist der erste Unterricht für saudische Frauen gestartet, die Lokomotiven führen wollen.

Sicherungssystem ETCS Level 2 ausgestattet und erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h.  Die Strecke verbindet die heiligen Städte Mekka und Medina.

Der Haramain-Hochgeschwindigkeitszug (HHR) wird von einem Konsortium aus zwölf spanischen Unternehmen und zwei lokalen Unternehmen verwaltet, von denen die spanische Staatsbahn Renfe der größte Anteilseigner ist. Die saudische Tochtergesellschaft des Unternehmens hat 484 Mitarbeiter, 400 davon vor Ort, von denen ein Drittel Frauen sind. Derzeit hat Renfe KSA 55 saudische Lokführer im aktiven Dienst und weitere 48 in der Ausbildung, unterstützt von acht Spaniern.

Talgo-Züge verbinden heilige Städte

Für den Verkehr wurden 35 angepasste Züge der Baureihe Talgo 350 angeschafft. Jeder Zug verfügt über 13 Wagen mit je zwei voneinander unabhängigen Klimaanlagen, um deren Funktion auf jeden Fall sicherzustellen. Ein Zug bietet 417 Sitzplätze in zwei Wagenklassen. Ein weiterer Zug wird als Hofzug für den saudischen König ausgestattet. Darüber hinaus besteht eine Option für 23 weitere Züge.

Demnächst auch in der Fahrzeugkabine: eine saudische Eisenbahnerin vor einem Talgo-Hochgeschwindigkeitszug. Bild: Renfe

Anfang Januar 2022 verkündete das Saudi Railway Polytechnic SRP ein innovatives Programm. Auf der prestigeträchtigen Highspeed-Strecke sollen Frauen als Lokführerinnen dienen. Die Resonanz war überwältigend. Für die ersten ausgeschriebenen 30 Unterrichtsplätze meldeten sich 28.000 Kandidatinnen! „Transportbetriebssysteme weltweit hängen von guten Sprachkenntnissen ab, daher werden Bewerberinnen mit besseren Sprachkenntnissen bei der Teilnahme am Programm bevorzugt.“ Das berichtete SRP-Direktor Ing. Abdulaziz Alsogair gegenüber Arab News. Das Programm erfordert außerdem mindestens einen Hauptschulabschluss mit einer Notenbewertung von 70 Prozent und mehr. „Auszubildende müssen zwischen 22 und 30 Jahre alt sein“, fügte Alsogair hinzu.

SRP bildet seit dem 15. März im ersten Jahresturnus zunächst 50 Frauen aus. „Die Zahl der Auszubildenden wird in den kommenden Jahren steigen“, sagte Alsogair. Das Programm vermittelt den Auszubildenden theoretische und praktische Kenntnisse gleichermaßen –  über Transportsysteme einschließlich Sicherheitsmaßnahmen, Eisenbahnökonomie, Kommunikation, mechanische Bremssysteme und Motoren. Die Auszubildenden üben im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung an Zugsimulatoren. „Es wird auch Ausbildungsfahrten geben, bei denen die Auszubildenden die Möglichkeit haben werden, einen echten Zug zu fahren“, sagte Alsogair.

Umfangreiche Schulung, soziale Absicherung

Die Teilnahme am Programm garantiert den Auszubildenden erhebliche Vorteile. Es gibt eine Krankenversicherung, eine Registrierung bei der Allgemeinen Organisation für Sozialversicherung und einen monatlichen Bonus von 4.000 SR (954 Euro) während der Ausbildungszeit. Das Programm bietet Absolventen auch eine garantierte Stelle bei Renfe KSA, einem der Betreiber des Hochgeschwindigkeitszugprojekts. Sobald weibliche Absolventen bei Saudi Arabia Railways angestellt sind, erhalten sie ein monatliches Gehalt von bis zu 8.000 SR.

„Es wird eine große Nachfrage nach Lokführern beiderlei Geschlechts geben“, ist sich Direktor Alsogair sicher. „Das wird entsprechend mehr offene Stellen ins Feld bringen, die von den Töchtern und Söhnen unserer geliebten Heimat zu besetzen sind. So erreichen wir Nachhaltigkeit – eines der wichtigsten Ziele der Vision 2030.“

Die Fahrt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Tägliche Temperaturschwankungen zwischen +55 °C und −5 °C sind in der Region üblich. Etwa die Hälfte der Strecke führt durch Sandwüste. Das birgt die Gefahr, dass Dünen auf die Strecke wandern und der Sand diese zuweht. Auch kann Starkregen innerhalb kurzer Zeit sonst ausgetrocknete Wadis zu reißenden Gewässern anschwellen lassen.

 Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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