Die Entstehung der Parkbahn geht auf die Bundesgartenschau (BUGA) im damaligen West-Berlin 1985 zurück. Die zur BUGA angelegten Themengärten wie der Rosengarten, der Karl-Foerster-Staudengarten oder auch der Rhododendronhain sind auch heute noch erhalten und beliebte Parkbestandteile, heißt es auf einer Webseite der für den Park heute zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Auch sonst wurde die Parkgestaltung auf dem etwa 100 Hektar großen Gelände weitgehend beibehalten.
Das betrifft das gesamte Wegesystem, die großen Liege- und Spielwiesen oder auch den Kalenderplatz mit Bistro-Café oder das Café am See. Zu den wichtigen Highlights der ersten Stunde gehört auch die „Gartenschaubahn“. Sie wurde nach dem Ende der BUGA in privater Hand weitergeführt und firmiert seit April 2014 als Britzer Parkbahn. Auf einer Spurweite von 600 mm und einer Länge von etwa sechs Kilometern folgt sie dem Wegeverlauf und ist von allen Eingängen gut erreichbar.
Bedingt durch baulich nötige Streckenarbeiten und dann die Corona-Beschränkungen musste die Bahn zwei Jahre lang pausieren. Für den privaten Pächter des Fahrbetriebs, der alle Fahrzeuge aus eigenen Finanzen in den Park brachte und unterhält, war das eine schwere Zeit. „Auch wenn kein fahrplanmäßiger Verkehr stattfinden darf – die Lokomotiven und Wagen müssen doch bewegt werden, Lager und Bremsen geöffnet, gereinigt, revidiert, sonst verrottet alles schnell.“
Erhebliche Gelder musste er in der Stillstandszeit für solche unterhaltenden Maßnahmen ausgeben, berichtet Bahnmnager Kevin Erk gegenüber rail & mobility. „Wir finanzieren uns von den Fahrkarten-Einnahmen – doch wenn diese ausfallen, ist das ein schwerer Schlag.“ Zumal auch mächtig in die Schienen investiert werden musste. Es wurden zweieinhalb Kilometer Gleisstrecke ausgetauscht, weil viele Abnutzungen auftraten.
Jetzt also fährt die Bahn wieder im Kreis. Die Hauptlast des täglichen Zugverkehrs tragen mehrere Diesellokomotiven des Typs Ns2f, eine der beliebtesten Feldbahn-Loktypen der DDR. Von 1952 bis 1959 wurden in der Fabrik LKM Babelsberg 550 Exemplare gefertigt. Die Wagen mit überdachtem Freiluft-Charme sind ein stilechter Eigenbau. Bahnmanager Erk schwärmt vor allem für die vierachsigen langen Personenwagen. Diese wurden auf Drehgestellen aus dem 1. Weltkrieg aufgebaut. „Später wurden darauf Muldenkipper der sächsischen Ziegelei Kodersdorf aufgebaut. Diese Wagen sind besonders komfortabel durch ihre hervorragenden ruhigen Laufeigenschaften. Die hölzernen Sitzbänke werden durch weiche Polster bedeckt.“
Außerdem gibt es in ähnlichem Stil kürzere zweiachsige Wagen. Hier spendeten Armeewagen das Fahrgestell – und zwar von der ehemaligen Marinebahn der damals westdeutschen Bundeswehr in Laboe. Es gibt auch Transportwaggons für die Mitnahme von Kinderwagen oder Bollerwagen – die Britzer Parkbahn ist voll familienkompatibel. Und ein Transportwagen mit Spezialrampe erlaubt auch Rollstuhlfahrer*innen die Teilhabe am Genuss einer Parkrundfahrt. Informationen gibt es unter http://www.britzer-parkbahn.de/ und der Telefonnummer 030 – 6832 3768.
Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur