Die Aktion ist ein Pilotprojekt mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums und auf Beschluss des Deutschen Bundestags. Die aus mehr als 150 Bewerber*innen ausgewählten Berufsbotschafter*innen werden mit Foto und Namen porträtiert und samt Bewegtbild mit Originalstimme auf der Website www.schienenjobs.de / www.allianz-pro-schiene.de veröffentlicht – mit der Möglichkeit beispielsweise für Jobsuchende und Journalist*innen, persönlichen Kontakt zu den Botschafterinnen und Botschaftern herzustellen.
Auf diese Weise soll die Vielfalt der Menschen und Berufe in der Schienenbranche sichtbar und ansprechbar gemacht werden. Natürlich gibt es dazu auch eine wissenschaftliche Definition des Begriffs Bahnbranche: in der Studie „Volkswirtschaftliche Bedeutung des deutschen Bahnsektors auf Grundlage der Beschäftigungswirkung“ des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung (Seite 7f.). Jetzt werden die Berufsbilder Lokführer und Zugbegleiterin, Flottenmanager und Sachbearbeiter bis hin zu Planungsingenieurin und Bahnspediteurin persönlich erlebbar.
Allianz pro Schiene ernennt 30 Berufsbotschafter*innen
„Mit der persönlichen Erreichbarkeit senken wir die Hemmschwelle von Bewerbern“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Wer den Berufsbotschafterinnen und Berufsbotschaftern schreibt, kann auf einen Rückruf und den persönlichen Austausch hoffen“, so Flege. Auch zeige die Auswahl, dass es „viel mehr Berufe als Lokführer oder Zugbegleiterin“ in der Bahnbranche gebe.
„Die Berufsbotschafter sind ein weiterer Weg, mit denen wir junge Menschen für einen Einstieg in die Branche begeistern wollen“, sagte Michael Theurer, Bahnbeauftragter der Bundesregierung und Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, das das Pilotprojekt gefördert hat. Der Bahnsektor zählt mit seinen mehr als 500.000 Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) schon heute zu den Wachstumsbranchen. Doch klagen viele Bahnunternehmen über Schwierigkeiten bei der Suche nach Fachkräften. Theurer: „Wer sich für einen Job im Bahnumfeld entscheidet, entscheidet sich für einen Job mit Zukunft und aktiven Klimaschutz.“
Lokführer müssen früh aufstehen können
Beispielhaft stellten sich fünf Berufsbotschafter vor: Peter Wuschansky, Lokführer bei der DB Regio AG, sieht es als seine Aufgabe, für Bewegung zu sorgen. Er liebt den Umgang mit Technik und schweren Fahrzeugen. „Ich mag besonders, dass ich immer unterwegs bin. Es fühlt sich nie so an, als würde ich auf Arbeit gehen, sondern als wäre ich auf Reisen.“ Einziger Nachteil des Lokführerberufs: „Man muss früh aufstehen können.“
Anders dagegen bei Dana Hempel. Die Sachbearbeiterin bei der DB Netz AG sorgt während Bauarbeiten für das sichere Reisen und Arbeiten aller Beteiligten. Sie erstellt die „Beipackzettel“ (Hempel), also umfassende Anleitungen, damit Betrieb und Bau koordiniert ablaufen.
Kristina Sittig, Projektleiterin für Instandhaltung von Lokomotiven bei der Siemens Mobility GmbH in München, liebt es, wenn sie die reparierten Loks vom Hof rollen sieht. Zuvor hat sie von der kleinen Durchsicht bis zu mehrmonatigen Reparaturen, etwa nach Unfällen oder grundlegenden Umbauten, alles koordiniert, zahlreiche Dienstleister eingebunden, Angebote erstellt, mit Mitarbeitern, Kunden und Zulieferern gesprochen.
Die Freude, innovative Ideen umzusetzen
Robin Göhring, Teamleiter Flottenmanagement bei der Railpool GmbH, einem Schienenfahrzeug-Leasingunternehmen, bekommt seine Fahrzeuge dagegen nur selten zu Gesicht: Er sorgt dafür, dass die Flotte europaweit optimal verteilt und im Einsatz ist. Er mag an seinem Beruf besonders, wenn die geschmiedeten Pläne auch aufgehen.
Angela Strehlow, Verwaltungswirtin in der Forschungsförderung beim Eisenbahnbundesamt, kümmert sich um die administrative Betreuung von innovativen Projekten im Bundesprogramm Zukunft Schienengüterverkehr. Sie findet es toll, dass sie dazu beitragen kann, dass innovative Ideen umgesetzt werden.
„Schon die kleine Auswahl an Berufsbotschaftern zeigt, wie vielfältig und spannend die Bahnbranche ist“, sagte Dirk Flege. Und sie zeige auch, dass sich die Berufsbotschafter nicht nur an Berufseinsteiger wenden. „Gerade erfahrene Fach- und Führungskräfte aus anderen Bereichen sind in der Bahnbranche sehr gefragt und haben beste Aussichten.“
Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur / ap