iaf 2022 in Münster: Große Wiedersehensfeier der Gleisbau-Familie

iaf 2022 in Münster: Große Wiedersehensfeier der Gleisbau-Familie

iaf 2022 in Münster: Große Wiedersehensfeier der Gleisbau-Familie

„Track to the Future” war das Leitmotiv der 28. Internationalen Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf) im westfälischen Münster. „Ich freue mich, dass so viele von Ihnen der Messe die Treue gehalten haben und durch ihre Teilnahme zum Erfolg der iaf beitragen“, erklärte zur Eröffnung als Gastgeber VDEI-Präsident Dr. Thomas Mainka. „Es erfüllt mich zudem mit Stolz, dass es auch dieses Mal wieder viele beeindruckende Weltpremieren auf der Messe zu sehen gibt.“

Die VDEI Service GmbH des Verbands Deutscher Eisenbahningenieure (VDEI) ist Organisator der größten Ausstellung auf dem Gebiet der Fahrwegtechnik und des Bahnbaus. Alle vier Jahre bietet die iaf auf 15.000 m2 Hallenfläche des „Messe und Congress Centrum Halle Münsterland“, 6.000 qm Freifläche und mehr als 3.000 m Gleis auf dem Bahnhof Münster Ost der WLE einen repräsentativen Branchenüberblick. Auch dieses Jahr präsentieren mehr als 140 internationale Aussteller Tausenden Besucher*innen aus über 60 Ländern neue und innovative Produkte und Dienstleistungen. Die Messe begann am 31. Mai und geht am heutigen 2. Juni zu Ende.

Schirmherr der Messe ist Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing. In seinem Namen richtete Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und Digitales und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, eine Videobotschaft an die Eröffnungsgäste. Natürlich zeigte sich auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe begeistert über den Zuspruch der ersten iaf nach der pandemisch erzwungenen Enthaltsamkeit bei Messen.

Gastland Polen

„Eine der wichtigsten Aufgaben unseres neugewählten Vorstands ist es, junge Ingenieure für die Arbeit in der Eisenbahnbranche zu interessieren!“ Das erklärte in seinem Gastvortrag der Präsident des polnischen

Für mehr internationale Zusammenarbeit sprach sich der Präsident des Polnischen Ingenieursverbands SITK Prof. Dr. Jacek Paś, aus. Alle Bilder: Hermann Schmidtendorf

Ingenieurverbandes SITK, Prof. Dr. Jacek Paś. Der SITK vereint Ingenieure aus allen Sparten des Transportsektors, setzt aber einen starken Akzent auf das Bahnwesen. Deshalb arbeitet er auch seit Jahren mit dem VDEI zusammen, und dieser hob Polen auf der iaf in den Rang eines speziellen Gastlands. Damit, so betonte der VDEI, würdigt der Verband die positive Entwicklung der polnischen Eisenbahninfrastruktur und die geplanten Modernisierungsschritte in den kommenden Jahren.

Polen kauft ein – auch bei Plasser & Theurer und Matisa

Beispiele für den Bahnboom in Polen zeigten die großen Unternehmen der Branche auf der iaf. Das österreichische Leitunternehmen Plasser & Theurer hatte dazu liebevoll ein Blumengebinde mit der Zahl 17.000 gesteckt.

Die 17.000 Plasser-Maschine geht nach Polen…

Denn die siebzehntausendste Maschine des Herstellers ging in den Nordosten Polens, an das Bauunternehmen Gór-Tor. Es handelte sich um eine Plassermatic 08-275 ZW. Mit ihren Split-Head-Stopfaggregaten ist sie sowohl für die Streckendurcharbeitung wie auch für Einsätze in Weichenbereichen geeignet. Bei aller Standardisierung für die meist ähnlichen Einsatzprofile und globaler Ausrichtung gibt es doch auch konstruktive Unterschiede, heißt es bei P & T. Denn die für Einsätze in Polen vorgesehene Maschine hält eine etwas geringere Gewichtsvorgabe ein. So kann sie innerhalb des Landes ohne Sondergenehmigung transportiert werden: „Die Wettbewerbsvorteile bringende Beschaffung ist eine Antwort auf den stark steigenden Bedarf bei der Instandhaltung städtischer Netze in Polen.“

Das Schweizer Unternehmen Matisa stellte hingegen eine Bettungsreinigungsmaschine C 75 für das polnische Gleisbauunternehmen PNUIK aus. Das Unternehmen mit Sitz in Kraków/Krakau gehört zur Gruppe der PKP PLK, der staatlichen Infrastruktursparte Polens.

Die C 75 ist eine kompakte Hochleistungsmaschine, deren selbst in kurzen Sperrpausen kurze Rüstzeiten einen Einsatz mit hohem Vortrieb erlauben, heißt es bei Matisa.

…und auch Matisa ist bei Bauarbeiten auf Polens Bahngleisen dabei.

Die leistungsstarke Maschinensteuerung gewährleistet eine hervorragende Arbeitsleistung –  ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen, kann auch beim Einfädeln der Maschine das Lichtraumprofil voll ausgenutzt werden. Die Baugröße der Maschine ermöglicht eine Reinigungsleistung von ungefähr 750m3/h und eine Leistung von mehr als 1.000 m3/h bei Vollaushub. Die Kompaktheit der Maschine ist Garant für einfache Logistik, da die Maschine so in der Nähe der Baustelle abgestellt werden kann. Die Verwendung von Standardkomponenten erleichtert die Wartung der C 75 bei reduzierten Kosten und maximaler Verfügbarkeit. Die robusten und vielseitig einsetzbaren Arbeitswerkzeuge gewährleisten einen optimal an die Baustellenbedingungen angepassten Einsatz.

Wenige Tage vor der  Eröffnung der iaf hatte PNUIK den Empfang einer Maschine Universal Tamper S7 PLS 16 4.0-S vom österreichischen Newcomer System 7 Railtechnology GmbH publiziert. Die Anschaffung ging auf einen bei der polnischen Bahnmesse TRAKO 2021 abgeschlossenen Letter of Intent zurück. Mal wird bei Newcomern gekauft, mal bei ausgewiesenen Altmeistern der Bahnbauindustrie – Polens Bahnbaubranche scheint die Angebote der Branche genau zu studieren.

Plasser Robel Services

Seit Anfang 2022 verheißt eine neue Gesellschaft Komplettservice aus einer Hand: Plasser Robel Services GmbH (PRS).

Dieses Plasser-Drehgestell revidierte schon die neue Service-Unit PRS.

Damit wollen die Mutterunternehmen ihrer Kundschaft Synergien und erweiterte Angebote bieten. Dazu wurden die Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen GmbH und die Robel Business Unit Service und Kundendienst (S&K) verschmolzen. Der bisherige Geschäftsführer der Deutschen Plasser und Leiter der S&K Karl Oberreiter, übernahm die Geschäftsführung des Unternehmens mit insgesamt 250 Mitarbeitenden an den drei Standorten München, Opladen und Freilassing. „Für die Marke Plasser & Theurer bieten wir unser Leistungsportfolio für die Märkte Deutschland, Schweiz und Niederlande an, für die Marke Robel weitweit“, erklärte CEO Oberreiter gegenüber rail & mobility.

Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der neuen Einheit war auf der iaf ein durch PRS voll revidiertes Drehgestell ausgestellt. Seit Juni 2022 kann das neue Unternehmen auch mit einem Drehgestell-Prüfstand punkten. Dort sind normgerechte Prüfungen nach DIN 25043-7 möglich.

Mit zünftiger „Blasmusi“ umrahmte Robel die Übergabe einer neuartigen Schienenfräse an Plasser American. Die Musikkapelle bildeten Mitarbeiter des Robel-Standorts Freilassing – offenbar schlummern in den dortigen Bahnexperten auch ungeahnte künstlerische Kräfte!

Blasmusik und Hightech: Die neue Romill-Maschine von Robel bei der Übergabe an Plasser American.

Fahrzeugdesign, Antriebs -und Frästechnologien der Romill CMS3e wurden von Schweerbau speziell für die U-Bahn-Instandhaltung entwickelt, weiterer Partner bei der Entwicklung war das Unternehmen Vogel & Plötscher. Das dreiteilige Schienenbearbeitungssystem ist für sehr kleine Lichtraumprofile ausgelegt, beispielsweise die der London Underground, und kann somit in nahezu allen nordamerikanischen Tunneln eingesetzt werden. Der Hybrid-Antrieb ist eine Kombination aus Batteriespeicher und Range-Extender über einen abgasreduzierten Dieselmotor. Er ermöglicht emissionsfreie Schienenbearbeitung.

Die drei Einheiten der  Romill CMS3e sind mit einer neuen, rein elektrischen Frästechnologie ausgestattet, die erstmals auch die Bearbeitung von Gleisen mit geringer Gleislagequalität erlaubt. Die Reprofilierung der Schiene erfolgt staub- und funkenfrei mit vollständigem Recycling der Späne. Zur Erzeugung einer lärmoptimierten Schienenlauffläche kommt zusätzlich ein Hochgeschwindigkeits-Polierprozess zur Anwendung. Thomas Blechinger, President von Plasser American: „Mit der Hochleistungs-Frästechnologie der CMS3e bieten wir unseren Kunden schon nächstes Jahr batteriebetriebene, emissionsfreie Schienenbearbeitung für Transit und U-Bahn. Damit ebnen wir sprichwörtlich den Weg für wirtschaftliche, sichere und zugleich umweltfreundliche Infrastruktur-Instandhaltung in Nordamerika.“

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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