28. iaf in Münster: Viele Weltpremieren, zufriedene Gäste

28. iaf in Münster: Viele Weltpremieren, zufriedene Gäste

28. iaf in Münster: Viele Weltpremieren, zufriedene Gäste

Eitel Sonnenschein bestrahlte das Messegelände der Halle Münsterland, eitel Sonnenschein beherrschte auch die Mimik der tausenden Fachbesucher*innen aus 72 Ländern. Die 28. iaf in Münster/Westfalen war ein voller Erfolg, summierte Dr. Siegfried Krause, Organisationsleiter der Messe.

Dr. Siegfried Krause, Geschäftsführer der VDEI Service GmbH: „Wir sind sehr angenehm überrascht, dass so viele Fachbesucher*innen aus aller Welt der iaf die Treue gehalten haben und die Messetage genutzt haben, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Branche zu informieren. Ein positiver Nebeneffekt der Corona-bedingten Verschiebung: Die Firmen hatten ein Jahr mehr Zeit als üblich, um neue Produkte und Lösungen zu entwickeln – und das merkt man.“

Natürlich imponierten die ausgestellten langen Gleisbauzüge. Doch auch kleinere Spezialmaschinen stießen auf großes Interesse. Neben Ingenieur*innen nutzten auch Bedienpersonale die Messe, um sich ein eigenes Bild von den neuesten Innovationen im Bereich der Bahnbaumaschinen zu machen. Gut, dass es an den Ständen oft hieß: Berühren erlaubt! Zum Beispiel bei Geismar: Hier konnten Interessierte mit der akkubetriebenen Schienenschleifmaschine Barracuda persönlich die Handhabung prüfen (siehe Foto oben). „Die activion®-Reihe batteriebetriebener Maschinen bietet dank ihres Umfangs und ihres einzigartigen austauschbaren Batteriesystems eine praktische, vielseitige und effektive Lösung für die Gesundheits- und Umweltprobleme bei der Eisenbahnarbeit“, erklärte dazu der Hersteller.

Am Stand von Goldschmidt durften Kunden die Geräte auch persönlich bedienen. Alle Fotos: Hermann Schmidtendorf

In Zusammenarbeit mit dem polnischen Partner KZN Bieżanów Group präsentierte Geismar auch eine Kombination aus Kippwagen und PWP-Portalkran, die den sicheren Transport und Umschlag von vormontierten Weichenfeldern ermöglicht. Mit diesem System lassen sich große Weichen punktgenau transportieren, entladen und verlegen. Polen war spezielles Partnerland auf dieser iaf – auch diese Kooperation Geismar – KZN Bieżanów war ein gutes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der polnischen Industrie.

Auch am Stand von Goldschmidt durften Interessierte die ausgestellten Maschinen selber testen. So trafen wir dort auf einen offenbar leitenden Vertreter der Deutschen Bahn, der seinen Praktiker nach getaner Testarbeit ausführlich zur Nutzbarkeit im eigenen Betrieb befragte. Das Ergebnis fiel offenbar positiv aus. „Das ist eine neu entwickelte Leichtbauschleifmaschine“, erfuhr rail & mobility von einem Goldschmidt-Experten. „Die wiegt nur 50 Kilogramm und hat einige nette Features wie Beleuchtung für Arbeiten bei Nacht.“ Die Schleifmaschine gehört zu einem Set aus automatischem Vorwärmgerät, Thermitschweißapparatur und Abschergerät.

VDEI-Förderpreis, Jobbörse, Karriere-Networking

Aus Ausrichter der iaf bemüht sich der Verband Deutscher Eisenbahningenieure (VDEI) auch um den maximalen Nutzen der Veranstaltung für den Ingenieurs-Nachwuchs. So gibt es auch einen mit 3.000 Euro dotierten VDEI-Förderpreis.

Forschung macht sich bezahlt – auch durch den VDEI-Förderpreis.

Der Preis gibt dieses Mal an Dr. Chongjie Kang für seine Doktorarbeit zum Thema „Verifizierung des Schienenwiderstands unter Berücksichtigung der Gleis-Tragwerkinteraktion“. Diese Arbeit wurde von den unabhängigen Juroren mit jeweils 17 von 18 möglichen Punkten bewertet. Der Preisträger bedankte sich per Videoschaltung – er hatte von der geplanten Preisverleihung erst erfahren, als er schon eine Auslandsreise angetreten hatte. Gut, dass es heutzutage moderne Kommunikationswege gibt!

Praktischen Nutzen hatte auch eine Jobbörse, auf der Unternehmen der Bahnbranche etwa 40 Stellen ausschrieben. Diese wurden auch auf der Webseite: www.iaf-messe.com/de/jobboerse hinterlegt. Es gab Fachvorträge und Expertenrunden, aber auch einen Carreer Point am Messestand des VDEI. Dort berichteten erfahrene Ingenieur*innen, allesamt Mitglieder im Verband, von ihrem beruflichen Werdegang und ihrem Fachgebiet. Zugleich wurde aufgezeigt, wie der VDEI eine Ingenieurskarriere positiv beeinflussen kann. Die 29. iaf wird von 20. – 22. Mai 2025 stattfinden – natürlich wieder in Münster.

ALTPRO: Von Kroatien bis nach China

Vertreter des kroatischen Bahnherstellers Altpro hatte der Verfasser dieser Zeilen bereits 2014 auf der Berliner Bahnmesse Innotrans für das polnische Partner-Bahn-TV Kolejwizja interviewen können.

Hightech aus Kroatien: ein Achszählgerät von Altpro.

Inzwischen hat sich die Angebotspalette des Unternehmens erfreulich erweitert – und auch der Kreis der Kundenländer. „Wir sind jetzt auch in China erfolgreich – mit einem Achsenzählgerät für Monorail-Züge“, berichtete Sales-Manager Tin Viduka erfreut rail & mobility. „Wir haben für diesen Zweck eine komplette Neuentwicklung eingeführt, denn frühere Lösungen waren deutlich weniger zuverlässig.“

Interessant: Auch das deutsche Zugsicherungssystem Indusi – I60 – ist in verschiedenen Ländern wie Serbien weiterhin das offizielle nationale System. Daher gehören bei Altpro solche Ausrüstungen zum Standardangebot. Sprechen denn nicht alle Länder jetzt vom europäischen System ETCS, fragten wir den Manager. „Das ist richtig“, konterte dieser. „Doch das wird noch lange nur Hauptlinien betreffen. Die bisherigen nationalen Lösungen werden noch lange bestehen bleiben. Deshalb bemühen wir uns jetzt auch um eine EBA-Zulassung für Deutschland, verbunden mit unserem Angebot einer Lösung Indusi/PZB 90.“

Bahn-Sammlung Suchanek: eine spannende Zeitreise

Einen Sprung in vergangene Zeiten ermöglichte ein geräumiger Stand mit nicht zum Verkauf stehenden Exponaten.  Dort gab Detlev Suchanek, Geschäftsführer der GRT Global Rail Academy and Media GmbH, erstmals einen öffentlichen Einblick in seine sensationell anmutende Sammlung zur Eisenbahn-Historie. Suchanek ist studierter Historiker und war viele Jahre Verlagsleiter im renommierten Verlagshaus für Bahnpublikationen dvv. Doch seit fünf Jahren baut er eine Sammlung auf, die derzeit unter anderem schon rund 350 Bücher und etwa 200 Grafiken und Lithographien umfasst. Der Sammler möchte nichts geringeres, als einen Gesamtüberblick über die Anfänge der Eisenbahn in mehreren Ländern zu geben. Er ist dazu auf bestem Wege.

Exponate aus der Sammlung Suchanek. Sachsen bekommt eine Bahnstrecke, Bayern hat schon eine – darauf trinken wir ein Bier aus dem Eisenbahn-Krug!

Wo sonst findet sich schließlich ein bislang unveröffentlichtes Originaldokument von Charles Blacker Vignoles (1793-1875) mit Bemerkungen über das Eisenbahnwesen in Frankreich aus dem Jahr 1842. Die Rarität wurde von Vignoles auf dem letzten Textblatt unterzeichnet. Zudem enthält das Dokument von ihm selbst handschriftlich erstellte Tabellenseiten. Weitere Schwerpunkte der Sammlung sind deutsche und japanische Bahngeschichte sowie Notenblätter von Musikstücken, die anlässlich der Eröffnung von Bahnlinien komponiert wurden.

Köln hat sein Museum Ludwig für moderne Kunst. Der Verfasser dieser Zeilen hatte seinerzeit die Ehre, mit dem Namensgeber und Kunstsammler Dr. Peter Ludwig ein ausführliches Interview zu führen, und war von dem weiten kunstgeschichtlichen Horizont des Mäzens beeindruckt. Natürlich wurde zum Interview Schokolade gereicht, schließlich verdiente der Sammler sein Geld mit den kakaohaltigen Leckereien.

Modernität in schwarz-weiß: Diese Matisa-Stopfmaschine von 1945 erreichte eine Arbeitsleistung von bis zu 200 Metern/Stunde.

Auch Eisenbahn-Historiensammler Detlef Suchanek sticht hervor durch profundes Wissen und leidenschaftliches Engagement. Vielleicht entsteht dereinst noch ein öffentlich zugängliches Museum Suchanek für Eisenbahnhistorie? Auf der iaf erinnerte auch das Unternehmen Matisa an seine Anfänge. Es stellte die nach eigenen Angaben „erste Stopfmaschine am Markt“ aus eigener Produktion von 1945 perfekt restauriert aus. Geschichte ist also modern. Man wird ja träumen dürfen…

Schweißroboter von Kaiser und Kawasaki

Schick sieht er aus, der Schweißroboter von Kaiser und Kawasaki.

Geschweißt wurde auch am Stand der Kaiser Oberbau-schweißtechnik. Doch die Arbeit übernahm dort ein Roboter. „Diese Schweißeinheit ist eine Kooperation der Firmen Kaiser, TBi Industries, Kemppi und Kawasaki Robotics“, erfuhr rail & mobility am Messestand. Im Katalog heißt es dazu: „Kawasaki Robotics K-ARC Basic & Flex bieten eine komplette und modulare Roboterlösung für das Lichtbogen-Schweißen in Ihrer Produktion. Alles, was Sie benötigen, befindet sich in einer kompakten Zelle. Geeignet für MIG- und MAG-Schweißen, flexibel und angetrieben von einem Kawasaki Robotics BA006N Lichtbogen-Schweißroboter und weiteren hochwertigen Komponenten.“

Schienenschleifmaschine HSG-city von Vossloh

Das Unternehmen Sporveien Oslo AS ist zuständig für die Unterhaltung der städtischen Straßenbahn- und Metro-Schieneninfrastruktur mit einer Länge von etwa 130 Kilometern. In die U-Bahn und die anderen Aspekte des öffentlichen Transports der norwegischen Metropole wird derzeit stark investiert. Angestrebt werden hohe Kundenzufriedenheit, größte Zuverlässigkeit und Sicherheit sowie eine erhöhte Netzkapazität. Deshalb benötigt Oslo auch für die Unterhaltung des Schienennetzes eine moderne Lösung.

Sporveien fand diese in der Schleifmaschine HSG-city von Vossloh Rail Services. Die Maschine soll jährlich 1.500 Stunden in Betrieb sein. Der Kaufvertrag wurde auf der iaf in Münster besiegelt. Er sieht zugleich die Lieferung von Ersatzteilpaketen und Verbrauchsmaterialien durch Vossloh vor. Marcel Taubert, Geschäftsführer von Vossloh Rail Services: „Wir sind glücklich, mit Sporveien einen neuen Kunden für unser präventives Schleifverfahren zu gewinnen. Anfang 2023 werden wir den 30. HSG-city ausliefern – eine Erfolgsgeschichte, auf die wir stolz sind und die zugleich unseren Beitrag zu ‚enabling green mobility‘ unterstreicht.“

Diese HSG-city Schleifmaschine übergab Vossloh Rail Services an das städtische Unternehmen Sporveien Oslo.

Die HSG-city ist bereits in Düsseldorf und Rostock, in Bejing und Kopenhagen im Einsatz. Die 24 passiv angetriebenen Schleifsteine arbeiten nahezu geräuschlos, und in Kombination mit der hohen Arbeitsgeschwindigkeit von 25–60 km/h wird HSG-city lediglich wie eine weitere Zugdurchfahrt wahrgenommen. Bei einem Materialabtrag von 0,01 mm pro Überfahrt können ca. 20 km Gleis non-Stopp ohne Schleifriefen und -facetten geschliffen werden. Dadurch kann auch ein dicht befahrenes Streckennetz ohne Betriebsbehinderungen unterhalten werden. Die Lebensdauer der Schienen lässt sich durch präventives Schleifen im optimalen Fall sogar verdoppeln. Und bei der Metro in Shenzhen/China zeigen jetzt drei HSG-city in der Hybridversion, dass sie durch Kupplung an ein elektrisches Triebfahrzeug sogar gänzlich emissionsfrei arbeiten kann.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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