Overkamp wurde erstmals 2019 zum VDV‐Vizepräsidenten gewählt. Der erfahrene Praktiker ist Geschäftsführer der STOAG Stadtwerke Oberhausen GmbH. Im März wurde er als Vizepräsident für den Bereich Bus im VDV wiedergewählt und bleibt somit zugleich für eine weitere Amtsperiode Vorsitzender des Verwaltungsrates Bus.
„Wir verzeichneten 780 angemeldete Teilnehmer, 70 Aussteller und 20 Busse, das ist eine ganz tolle Zahl!“ erklärte Overkamp. In der Bundesrepublik Deutschland werden 80 Prozent der zusätzlichen Aufwendungen für die Elektromobilität durch das Bundesbudget gefördert. Das Interesse an dieser staatlichen Förderung ist groß, berichtet Overkamp. Von etwa 5000 Anträgen der Busbetreiber hätten nicht alle positiv beschieden werden können: „Wir haben aber Zusagen gehabt, die ungefähr einer Anzahl von 3000 Bussen entsprechen, die zusätzlich über die nächsten Jahre gefördert werden durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr.“
Auf der ElekBu übergab Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Förderbescheide für saubere Busse an rund 40 Verkehrsunternehmen aus ganz Deutschland. Insgesamt investiert das Bundesverkehrsministerium mehr als 1 Milliarde Euro in die Beschaffung der E-Busse und der dazugehörigen Ladeinfrastruktur. Werner Overkamp: „Die Förderung der Infrastruktur ist beim Bundesministerium mit 40 Prozent angesetzt. Aber auch einzelne Länder fördern Busse oder auch die Infrastruktur. So kann ich zum Beispiel sagen, dass in Nordrhein-Westfalen die Infrastruktur zu 90 Prozent gefördert wird. Die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen stellen da entsprechende Förderanträge für die Einrichtung auf den Betriebshöfen oder an den Endpunkten, wenn dort zusätzlich geladen wird.“
Auf der ElekBu gab es auch Angebote des Unternehmens eTrofit für den Umbau gebrauchter Dieselbusse auf elektrischen Batteriebetrieb. Längere Zeit war unsicher, ob und wie hoch solche Projekte vom deutschen Ministerium gefördert werden. Doch diese Unsicherheiten seien jetzt aus dem Weg geräumt, berichtet Werner Overkamp: „Ich kenne ein Unternehmen, das die Dresdner Stadtrundfahrt durchführt, das hat 25 Busse. Sie kaufen gebrauchte Doppeldeck-Busse, Busse aus Berlin. Und die werden jetzt auf Elektromobilität umgebaut. Es werden dort Gelder gegeben für die Umrüstung von Dieselbussen auf elektrischen Antrieb mit Elektrobatterie.“
rail & mobility sprach auch mit dem Direktor für Entwicklung beim polnischen Bushersteller Solaris, Mateusz Figaszewski. „Der Bus, der hinter uns zu sehen ist, ist der Solaris Urbino 12 Hydrogen, also ein Wasserstoffbus“, erläuterte Figaszewski. „Er ist einer von 13 Bussen, die Solaris nach Frankfurt am Main liefern wird, wohin wir bisher unter anderem Elektrobusse geliefert haben. Was die ElekBu-Konferenz betrifft, denke ich, dass jeder dieses Treffen nach dieser Pause, nach der Pandemie, gebraucht hat. Das zeigte die Teilnahme an der diesjährigen Veranstaltung. Wir hatten viele Besucher, viele Kunden, viele Lieferanten und viel Medieninteresse.“
Wie schätzt der Solaris-Vertreter das Interesse an Wasserstoffbussen ein? Figaszewski erinnert daran, dass Solaris als erstes Unternehmen der Busbranche ernsthaft den Batterieantrieb förderte und damals auch als unbedeutendes Nischenprodukt eingeschätzt wurde. Dann kam der Boom auf Elektrobusse. Entsprechend werde es sicher auch mit Wasserstoff-Busen sein: „Kunden wählen sie unter anderem, weil Wasserstofffahrzeuge eine sehr hohe Reichweite haben. Mit einer Betankung kann ein solches Fahrzeug unter allen Bedingungen mindestens 350 Kilometer zurücklegen. Die Betankungszeit ist sehr kurz, nur etwa zehn Minuten. Und wir haben es mit einem komplett emissionsfreien Fahrzeug zu tun, bei dem als Nebenprodukt nur Wärme und Wasserdampf anfallen.“
Auch VDV-Busexperte Overkamp sieht gute Entwicklungschancen: „Wasserstoff hat ja hier auf dem Kongress einen großen Spielraum eingenommen. Wir hatten ein eigenes Forum für Wasserstoff. Sicher werden Entscheidungsträger sich als Kriterium für eine Entscheidung vor Ort auch die Topologie angucken.“
Auch die Ladeinfrastruktur war auf der ElekBu durch Aussteller vertreten. Man traf auf große Player wie ABB und Siemens, aber auch kleinere Unternehmen. Zu ihnen gehört das niederländische Unternehmen heliox. Fabian Müller, Business Development Manager bei heliox, sieht auch für kleinere Anbieter gute Business-Chancen: „Wir machen alles vom Design und von der Produktion der Geräte bis schlussendlich auch zur Wartung und der Überwachung der Geräte. Natürlich sind wie auch auf das Feedback unserer Kunden angewiesen, damit wir das dann dementsprechend weitergeben können, an unser Produktmanagement und an unser Produkt Development. Und grundsätzlich ist es natürlich so, dadurch sind wir sehr flexibel als Firma.“
Manche Anbieter propagieren das Laden von Busbatterien durch induktive Schleifen, die in Betonplatten eingegossen sind. Heliox bevorzugt das Laden mit traditionellen Kabeln: Ich persönlich und auch Personen in unserer Führung sind der Auffassung, dass beim induktiven Laden viel Ladeleistung verloren geht. Es ist halt eine Technik, die eigentlich gar nicht so richtig dafür ausgelegt ist.“
Veranstaltet wird die ElekBu von der VDV-Akademie GmbH und dem Forum für Verkehr und Logistik e.V. Natürlich war auch die Sicherheit von Batteriebussen Gegenstand der Veranstaltung. Anforderungen aus versicherungstechnischer Sicht an das Depot erläuterte Dr. Georg Scholzen, Risikoingenieur bei der Provinzial Versicherung AG. Über Ruheflächen für sicherheitskritische e-Mobilität referierte Kay Volmer, Brandschadensachverständiger eMobilität bei EvoBus GmbH. Die Absicherung von Depotrisiken gestern – heute – morgen behandelte Uwe Schäfer von der Haftpflichtgemeinschaft Deutscher Nahverkehrs- und Versorgungsunternehmen Allgemein (HDNA) VVaG.
Der Geschäftsführer des Forums Michael Küster, beruflich für die Versicherung DEVK tätig, berichtete rail & mobility, Versicherungen für Busunternehmen mit Elektrobussen gehörten inzwischen zur Normalität. Daran änderten auch einzelne bedauerliche Brände von Elektrobussen nichts.
„Auch einzelne Dieselbusse brennen ab und zu“, meinte auch VDV-Vizepräsident Overkamp. „Natürlich werden wir bei der Erstellung der Betriebssysteme gezwungen sein, die Betriebsabläufe anzupassen, zum Beispiel Abstellhallen durch Brandschutzwände in einzelne Abschnitte zu teilen. Solche Brandschutzwände sind auch schon beim Dieselbus-Betrieb bekannt.“
Auf der ElekBu wurde auch der neue „E Bus Sound“ vorgestellt. Die EU hatte für alle Elektrofahrzeuge ein AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System, akustisches Fahrzeug-Warngeräusch) vorgeschrieben und in der Folge Anforderungen für die Fahrzeuggeräusche weiterentwickelt. Denn Elektrobusse fahren ohne solche zusätzlichen Geräuschgeneratoren fast geräuschlos. Für den VDV war klar: Es kann nicht sein, dass jeder Hersteller von Elektrobussen sein eigenes Warngeräusch entwickelt. Das würde zu Kakophonie auf den Straßen und zu Unsicherheit bei Fußgängern führen. Deshalb wurde am FOAM Institute Berlin ein E-Bus-Soundprojekt „Soundscape“ ausgeschrieben. Die Ergebnisse wurden durch eine Jury und beteiligte Verbände beurteilt.
„Unsere gemeinsamen Glückwünsche gehen an den Gewinner Lukas Esser, an das Duo Alec Duhl und Peter Wehmann sowie an Bastian Eberhard“, dankte auf der ElekBu Rudi Kuchta, Vorsitzender des VDV-Industrieforums und Senior Vice President bei MAN Truck & Bus. Auf der ElekBu wurde ein MAN-Bus vorgestellt, in dem erstmals das siegreiche Bus-Geräusch eingebaut war und dem interessierten Publikum vorgeführt wurde. Auch VDV-Vizepräsident Overkamp war erfreut: „Das ist ein sehr guter Vorschlag, den man sehr intensiv untersucht hat. Es kommt darauf an, dass zum einen das Geräusch gut gehört wird, und es soll angenehm sein und nicht als störend empfunden werden. Auch Busfahrer*innen sollen das Geräusch akzeptieren, weil sie es ja sehr oft hören werden.“
Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur