Polens Staatsbahn PKP: Nadeldrucker wandern zum Alteisen

Polens Staatsbahn PKP: Nadeldrucker wandern zum Alteisen

Polens Staatsbahn PKP: Nadeldrucker wandern zum Alteisen

Nostalgiker müssen jetzt stark sein. Zum Jahresbeginn 2023 hörten die Verkaufsstellen der polnischen Staatsbahnen PKP auf, mit ratternden und quietschenden Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen. Die Nadeldrucker, bislang unverzichtbares Requisit für alle polnischen Fahrkartenverkäufer, wurden aus dem Verkehr gezogen.

„Die neuen Geräte zeichnen sich durch deutlich leiseren Betrieb, höhere Geschwindigkeit und bessere Lesbarkeit beim Druck von Tickets und Bons aus“, verkünden stolz die PKP. Jetzt seien Thermodrucker im Einsatz, die zudem, eine weitere Revolution, „Tickets auf Sicherheitspapier gemäß internationalen Standards drucken“.

Der erste Nadeldrucker wurde 1970 durch das amerikanische Unternehmen Centronics konstruiert. Er wog stolze 70 Kilogramm. Die optischen Gestaltungsmöglichkeiten für die ausgedruckten Informationen waren begrenzt. Doch bei manchen Anwendungen, etwa in Banken und auf Flughäfen zur Erstellung der Passagierlisten, sind die ratternden Drucker noch immer im Einsatz. Denn sie sind günstig in der Anschaffung und zuverlässig. Und es lassen sich mit einem Druck mehrere Durchschläge anfertigen.

Das Format der neuen Fahrkarten bei den PKP ist etwas anders als bei den bisherigen. Daher werde die „Bandbreite der Möglichkeiten“ für den Druck zunehmen, erklären die PKP: „Es können auch nützliche Informationen für Fahrgäste, zum Beispiel zu Verbindungen, sowie Marketing- und Werbeinhalte platziert werden.“

Starke Preissteigerungen für polnische Zugfahrkarten

Das jährliche Brutto-Jahreseinkommen betrug 2021 in Deutschland etwa 43.700 Euro, in Polen 14.250 Euro. Zwar sind die Lebenshaltungskosten bislang in Polen nur halb so hoch wie in Deutschland. Dennoch sind Zugreisende in Polen schockiert über das Ausmaß der Preiserhöhungen im Bahnverkehr zum 11. Januar 2023. 90 Prozent der Fernverkehrskund*innen nutzen die günstigen TLK/IC-Züge. Ihre Tickets kosten jetzt 11,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Fernverkehrszüge der höchsten Kategorie EIP („Pendolino“) und EIC (Express) kosten jetzt sogar 17,8 beziehungsweise 17,4 Prozent mehr.

Die höheren Ticketpreise seien wegen der höheren Strompreise und der Inflation unvermeidbar gewesen, hieß es bei den Staatsbahnen. Der Sprecher des polnischen Infrastrukturministeriums Szymon Huptyś unterstrich, dass PKP Intercity vom Ministerium eine mehr als 500 Milionen Zloty (106 Millionen Euro) höhere Dotation aus dem Staatshaushalt erhalten habe als zunächst vereinbart: „Ohne diese Maßnahmen wäre der Anstieg der Ticketpreise größer gewesen.“ Grundlage für derartige Staatszuschüsse ist ein Rahmenvertrag des Ministeriums mit PKP Intercity über die Erbringung öffentlicher Dienstleistungen im Schienenverkehr im Bereich des interprovinziellen und internationalen Schienenpersonenverkehrs. Für den Zeitraum 2021-2030 sieht er Staatszuzahlungen im Fernverkehr von über 21 Milliarden PLN vor, das sind etwa 4,47 Milliarden Euro.

Auch Polen klagt über Zugverspätungen

Keine Pünktlichkeit am Hauptbahnhof in Gdynia: In drei Sprachen kündigen die Informationstafeln Zugverspätungen an. Bilder (2): Hermann Schmidtendorf

Im August 2022 erklärte die polnische Aufsichtsbehörde Amt für Eisenbahntransport (UTK) in Warschau: Zwischen April und Juni 2022 kamen nur 68 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich am Zielbahnhof an.

Prompt verteidigte sich der staatliche Operator des Fernverkehrs PKP Intercity: Für einen Großteil der unpünktlichen Fahrten sei das Unternehmen nicht verantwortlich. Normalerweise hätte die Pünktlichkeit der PKP Intercity-Züge in dem genannten Zeitraum immerhin bei 87,56 Prozent gelegen.

Zu den Gründen für Verspätungen außerhalb der Verantwortung des staatlichen Beförderers zählte PKP Intercity Folge-Verspätungen, die sich aus der Verspätung im Zugverkehr mit der Ukraine ergaben, schwierige Wetterbedingungen und Schäden am Traktionsnetz. Defekte am Rollmaterial betreffen sechs Prozent der Fälle.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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