Grundlage war das Bundesbahngesetz des österreichischen Nationalrats vom 19. Juli 1923, das erstmals die Staatsbahnen als juristische Person öffentlichen Rechts schuf und nicht mehr als Teil einer ministerialen staatlichen Struktur. Als Name wurde zunächst „Bundesbahnen Österreichs“ BBÖ gewählt, da in der Zwischenkriegszeit die Abkürzung ÖBB durch die kleine schweizerische private Oensingen-Balsthal-Bahn im Kanton Solothurn belegt war.
Schon in den Gründerjahren beförderten die Bundesbahnen nicht nur die Verkehre von Personen und Gütern für die eigene Bevölkerung, sondern kurbelten auch den Fremdenverkehr an. Die Bahnen beteiligten sich an der Tourismuswerbung. Auf die Einverleibung der BBÖ durch die Deutsche Reichsbahn während der Nazi-Herrschaft folgte 1947 die Neugründung der ÖBB als österreichische Staatsbahnen. Sie betrieben einen kräftigen Modernisierungsschub mit Elektrifizierung der Bahnstrecken, mussten aber wie in vielen europäischen Ländern auch magere Jahre wegen der gesellschaftlichen und politischen Präferenz für private Pkw und Lastwagen im Transportwesen überstehen.
Zwischen 1974 und 2004 bestand das grafische Symbol der ÖBB aus zwei zueinander geführten Bogenteilen. Der Spitzname dieses Emblems, „Pflatsch“, ist für Bahnfreund*innen außerhalb der süddeutsch-österreichischen Sprachenregionen kaum verständlich. Das Wort soll ein lautmalerisches Klatschen bedeuten, eventuell auf Wasser, auf platschen oder planschen verweisen, eine nasse Pfütze oder abstammend vom indogermanischen „plat“ auch flach, platt bedeuten, eventuell auch mit den „hingeworfenen“ Hinterlassenschaften eines Vogels verbunden sein. So richtig passend oder auch international verständlich scheinen all diese Erklärungen nicht. Und auch das Emblem als solches ging zwar aus einem Wettbewerb hervor. Es ist dynamisch und schön, würde aber sicher niemanden an Eisenbahn erinnern.
So kann man den ÖBB gratulieren, dass sie inzwischen mit einem Logo firmieren, das weithin erkennbar und verständlich ist. Vor allem aber darf man den österreichischen Eisenbahner*innen zu ihrem Jubiläum gratulieren, das der ÖBB CEO Andreas Matthä folgendermaßen begrüßt: „Das 100-jährige Jubiläum der ÖBB steht nicht umsonst unter dem Motto ‚Richtung Zukunft‘. Seit 100 Jahren arbeitet das Team der ÖBB an Innovationen für nachhaltige Mobilität. Im Jubiläumsjahr werden wir also nicht nur mit einer Portion Stolz auf unsere Geschichte zurückblicken, sondern vor allem die Weichen für die nächsten 100 Jahre Richtung Zukunft stellen.“
Jubiläumsjahr mit besonderen Geburtstags-Highlights
Zum 100-Jahr-Jubiläum werden die ÖBB ein spezielles Buch herausgeben, mit diversen Veranstaltungen und einer mobilen Ausstellung in ganz Österreich unterwegs sein und mit besonderen Kundenangeboten und Highlights den Geburtstag der ÖBB am 1. Oktober 2023 feiern. Das kündigen die ÖBB an. Schon durchgeführt wurde hingegen eine weitere besondere Aktion.
Zum Start ins Jubiläumsjahr der ÖBB wurde ein besonderer Railjet ganz offiziell „getauft“ und auf die Reise geschickt. Den 7-teiligen Zug zieren 100 Gründe, für die ÖBB zu arbeiten. Die ÖBB sind stolz darauf, dass diese Gründe aus den eigenen Reihen kommen: von 100 ÖBB-Mitarbeiter*innen aus ganz unterschiedlichen Berufen wie Triebfahrzeugführerin, IT-Expertin oder Verschub-Mitarbeiter. „Sie alle wollen die Fahrgäste einladen, auch beruflich bei den ÖBB einzusteigen“, freuen sich die Verantwortlichen der ÖBB.
So soll das Jubiläum der Bahnen zugleich zur Personalwerbung genutzt werden. Denn die ÖBB suchen in den nächsten Jahren wegen des Generationenwechsels jedes Jahr rund 3.000 neue Mitarbeiter*innen. Bis 2027 wird rund ein Fünftel der jetzigen aktiven Personale in Pension gehen. Insgesamt bieten die ÖBB also in den kommenden fünf Jahren rund 15.000 Jobs am österreichischen Arbeitsmarkt an.
Hermann Schmidtendorf, Chefreakteur