Botschafter Thöresson sowie Staatsrat Martin Bill von der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende berichteten über eigene positive Kindheitserinnerungen an Fahrten mit einem Nachtzug.

Nachtzüge seien also nichts völlig Neues, passten aber erfreulicherweise heute voll in den Trend der ökologischen Verkehrswende. „Nach 28 Jahren gibt es endlich wieder eine tägliche Bahn-Verbindung zwischen Hamburg und Stockholm, sieben Mal pro Woche und in beide Richtungen“, heißt es beim Anbieter der Zugverbindung, der schwedischen Staatsbahn SJ (Statens Järnvägar). Zunächst zwischen April und September wird der Zug außer Hamburg auch Berlin ansteuern.

Auch das private Zugunternehmen Snälltåget kündigt für 2023 Nachtzüge zwischen Stockholm und Berlin an. Diese sollen jedoch an Samstagen nicht fahren und halten anders als die SJ-Züge nicht in Odense. Die Webseite: https://www.snalltaget.se/en/destinations/skandinavien zeigt für die Fahrt nach Deutschland ähnliche Zeiten wie bei der SJ an, nämlich: Abfahrt Stockholm 16.23 Uhr, Ankunft Berlin 08.47. Die Rückfahrt ist jedoch zeitverschoben: Abfahrt Berlin 20.57 Uhr, Ankunft Stockholm 14.10 Uhr.

Über weitere Angebote von SJ auf deutschen Bahnstrecken wird derzeit verhandelt, heißt es bei dem schwedischen Bahnunternehmen.

Frühbucher-Rabatt für Tickets

Kaufen kann man die neuen Tickets in Deutschland 90 Tage vor Zugabfahrt, an Fahrkarten-Schaltern und in Reisebüros. Der DB-Navigator zeigt nur die Fahrpläne an, hat aber keine Buchungsmöglichkeit. Auf der SJ-Online-Plattform kann man aber jetzt schon bis September und darüber hinaus Karten kaufen. Das erklärte rail & mobility eine Mitarbeiterin des Verkaufs-Departments der SJ.

Die Tickets sind umso billiger, je früher gebucht wird. Deshalb sollten preisbewusste Reisende möglich früh auf der SJ-Web-Plattform buchen. Das geht dort nur in Schwedischen Kronen. Die Bank sollte dann die Kronen aus den Euro umrechnen.

Auftraggeber der Nachtzug-Verbindung ist das schwedische Trafikverket , das staatliche Zentralamt für Verkehrsinfrastruktur. Dort hatte es zuvor eine Ausschreibung der geplanten Zugverbindung gegeben, bei der SJ den Zuschlag bekam. Das sei normal so in Schweden, hörte rail & mobility vom SJ-Abteilungsdirektor für Preise und Produkte Bjarni Skipper. Trafikverket bestelle auch andere Fernzugleistungen in Schweden. Schweden unterstützt den Ausbau von Bahnreisen durch staatliche Förderungen – auch um das Land bis 2045 in die Klimaneutralität zu führen.

Während am Bahnsteig zwei Schwedinnen mit traditioneller Folklore für Stimmung sorgten, schauten wir uns die fünf Wagen des Nachtzugs an. Es waren teilweise traditionelle Liegewagen ohne Schlösser, dazu ein moderner – Schlafwagen de Luxe (noch mit Aufschrift Alpen-Sylt-Nachtexpress)mit eigenem Waschbecken/WC – Schlafwagen Economy – Liegewagen – als Sitzwagen firmierender Liegewagen (weil nur dieser Wagentyp eine Zulassung für den Belttunnel hat).

Die Wagen werden vom Privatunternehmen RDC Deutschland vermietet. Ein RDC-Vertreter berichtete rail & mobility, die moderneren Wagen fahren normalerweise nach Lörrach. RDC vermietet auch an die schweizerische SBB Nachtzuggarnituren, da bleiben derzeit für eigene Züge wie den RDC-Alpen-Express kaum noch Wagen übrig, zumal auch einige in einer Werkstatt derzeit bearbeitet werden. Die Zusammensetzung des SJ-Nachtzugs kann sich in Zukunft noch ändern. Bei der Einweihungsfahrt zog den Schwedenzug eine Vectron des Verleih-Unternehmens Railpool. Ab April wird die RDC-Lokomotive 101 die Züge in Deutschland ziehen. In Dänemark ist der Partner Hector Rail, in Schweden setzt SJ eigene Lokomotiven ein.

Die Züge haben keinen Speisewagen. Es gibt generell massiven Mangel an Schlaf-/Liegewagen und demnach auch Restaurantwagen für solche Nachtzüge, sagte der RDC-Vertreter. SJ-Vertreter Bjarni Skipper sagte rail & mobility, sein Unternehmen prüfe, ob und wie ein Speisewagen beschafft werden könne, aber es gebe noch kein Ergebnis. Reisewagen aus Schweden können im internationalen Verkehr nicht eingesetzt werden. Das schwedische Lichtraumprofil ist breiter als in Dänemark und Deutschland.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

Dank für Informationen an die Tourismusorganisation Visit Sweden und European network to support cross-border night trains www.back-on-track.eu; Back-on-Track Germany e.V. - germany@back-on-track.eu