Italienische ITA wird Teil der Lufthansa Group

Italienische ITA wird Teil der Lufthansa Group

Italienische ITA wird Teil der Lufthansa Group

Credits: Lufthansa
Jahrelang wurde verhandelt, jetzt ist es amtlich. Am 13. Januar 2025 stieg der Lufthansa-Konzern offiziell bei der italienischen Staatsairline Italia Trasporto Aereo (ITA Airways) ein. Für eine Kapitaleinlage von 325 Millionen Euro übernimmt die Lufthansa zunächst 41 Prozent der Ita-Anteile.

Die Übernahme betrifft auch die Aktivitäten der ITA Airways Cargo. ITA Airways befördert Fracht und Post in den Rümpfen ihrer Passagierflugzeuge. Das Frachtzentrum von ITA Airways befindet sich am Flughafen Rom-Fiumicino. Die geografische Abdeckung ist auch dank der Integration in ein effizientes Straßentransportsystem (RFS – Road Feeder Service) sehr umfangreich.

Zum CEO von Ita Airways wurde Jörg Eberhart ernannt, Lufthansa-Chefstratege und früherer Leiter der norditalienischen Regionaltochter Air Dolomiti. Das italienische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen (MEF) sieht vor, dass zunächst die Lufthansa im zweiten Schritt mit 90 Prozent die Mehrheit übernehmen soll. Bis 2033 könnte dann die Komplettübernahme erfolgen, sofern die Geschäftszahlen stimmen. Die gesamte Kaufsumme wird dann 829 Millionen Euro zuzüglich einer potenziellen variablen Komponente betragen.

Nach Lufthansa, Swiss, Austrian und der belgischen Brussels Airlines ist die Ita die fünfte privatisierte Staatsairline unter dem Dach des Konzerns. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, den Stammkunden solle ein schneller Übergang in das Lufthansa-Programm Miles&More angeboten werden. Der Übergang in das Airline-Bündnis Star Alliance ist für 2026 geplant.

Die Marriage mit der Lufthansa ist das vorläufige Ende eines längeren Schlingerkurses der früheren staatlichen Airline Alitalia. Das Unternehmen war Anfang der 1990er Jahre durch sachfremde Einflussnahme politischer Kreise in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nach einer wechselhaften Etappe unter der Leitung privater Investoren führte am dem 15. Oktober 2021 wiederum der italienische Staat die Fluglinie, diesmal unter dem Namen ITA. Die Fluglinie verfügt über etwa 100 Flugzeuge und hat 4.900 Beschäftigte.

Die ITA Airways A350-941 am 19. April 2023. Credits: Steven Byles CC BY-SA 2.0

Die jetzige Übernahme durch die Lufthansa Group erforderte die Annahme mehrerer Bedingungen der Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission. Selbstbegrenzungen waren notwendig im Italien- und im USA-Geschäft. Dort war bislang schon die Lufthansa Group mit ihren Star Alliance-Partnern United Airlines und Air Canada aktiv. Die ITA strich drei Strecken nach Nordamerika. Derzeit ist im italienischen Markt der irische Billigflieger Ryanair der größte Anbieter. Davon unabhängig überlässt die Lufthansa Flugverbindungen in Italien den Konkurrenten Easyjet, Air France-KLM und International Airline Group IAG (British Airways, Iberia).

Der moderne Flughafen Rom-Fiumicino wird zum sechsten und südlichsten Drehkreuz der Lufthansa-Group. Auch der bereits in Italien aktive Billigflieger Easyjet eröffnet mit acht Flugzeugen in Rom-Fiumicino und Mailand-Linate zwei neue Basen. Von ihnen aus wird er 27 neue Streckenverbindungen anbieten, in Deutschland unter anderem nach München, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf. Dazu erhält Easyjet von der ITA  umfangreiche Start- und Landerechte in Rom und Mailand. Außerdem muss die Ita zu Vorzugskonditionen Passagiere des Konkurrenten IAG und Air France an deren Drehkreuze bringen. Mit dem Wechsel vom Airline-Bündnis Skyteam in die von Lufthansa dominierte Star Alliance ändern sich Partnergesellschaften für etwaige Weiterflüge ebenso wie die zur Verfügung gestellte Infrastruktur, z.B. Lounges am Flughafen.

Für die Lufthansa ergeben sich durch die Übernahme neue Marktchancen bei Verbindungen nach Nord- und Südamerika, Afrika und Asien. Für manche Italiener ist die Verschmelzung mit dem deutschen Konzern eine schwere Kränkung, berichtete „Spiegel Wirtschaft“: „Spöttisch bildete die Satire-Beilage der Tageszeitung „La Stampa“ kürzlich eine neue Ita-Maschine als überdimensionale Bockwurst ab, dazu der schwarz-rot-goldene Schriftzug: ‚Die Neue Alitalien – Genug mit den Spaghetti-Essern‘.“

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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