Liebe Deutsche Bahn, nimm uns unseren Max nicht weg!

Liebe Deutsche Bahn, nimm uns unseren Max nicht weg!

Liebe Deutsche Bahn, nimm uns unseren Max nicht weg!

Unser Freund und Helfer - Max der Maulwurf! Bild: Schmidtendorf
Die gewohnte Welt um uns herum ist schon arg genug im Wandel. Und jetzt noch das: Max der Maulwurf, das beliebte Baustellen-Maskottchen der Deutschen Bahn, soll aufs Altenteil. Er sei nicht mehr „modern“. Als Fans des putzigen Wühlers rufen wir erschrocken: Bitte nicht!

Seit 1994 informiert Max die deutschen Bahn-Reisenden auf Plakaten und Flyern darüber, wann Baustellen eingerichtet werden, was geplant ist und welche Änderungen am normalen Betriebsablauf ins Haus stehen. Die Zeichenfigur wurde nacheinander von zwei Zeichnern gestaltet, die Plakate hatten immer auch Wortwitz. Lästige Baustellen mit Humor anzukündigen – das hat doch was!

Doch jetzt ist bei der Deutschen Bahn „neue Sachlichkeit“ angesagt. Gegenüber der Presse erklärte Jens-Oliver Voß, Leiter Kommunikation Eisenbahn in Deutschland: „Um die Mobilitätswende voranzubringen, fließen mehr Gelder in die nachhaltige Schiene als je zuvor. Mit unserer Kampagne ‚Neues Netz für Deutschland‘ schaffen wir ein kommunikatives Dach für alle Informationen rund ums Thema Bauen. Jede Baumaßnahme ist ein Schritt hin zu mehr Verkehr auf der Schiene und zu mehr Klimaschutz – die neue Baustellenkommunikation soll genau das sichtbar machen.“

Ersatzverkehr durch Busse! Max zeigt den Weg zu der Bushaltestelle.

Moderne Farben, harmonische Formen, positive Formulierungen und ein neues Signet für die neuen Plakate und Werbemittel – das klingt ja alles schön. Vielleicht bin ich hoffnungslos altmodisch. Doch ich werde schon skeptisch, wenn mir jemand den Sinn von Neuerungen auf Neu-Deutsch beibringen will, also auf Englisch. Und genau das machte der Pressesprecher der DB: „Die qualitative Marktforschung zeigt es deutlich: Unsere neue Art, über anstehende Baustellen zu informieren, erzeugt ein positives Mindset bei den Reisenden.“ Wirklich? Bei mir jedenfalls nicht. Mich hat niemand gefragt. Und auch jüngere Medienkollegen und Reisende, wie ich feststelle, stehen weiter zu Max.

Ich gestehe: Es war Liebe auf den ersten Blick. Vor einigen Jahren lud die DB zu einem Pressetermin ein. Und wen sehe ich als lebendigen Wegweiser vor dem Eingang? Max den Maulwurf! Zwei Meter groß mochte er sein. Sprechen, nun ja, konnte er nicht so sehr. Aber seine Gesten waren eindeutig. Max, mein Idol! Hier stand er, extra für mich! Der unermüdliche Kommunikator aller Schienen-Baustellen! Ich war gerührt.

Mitten im Leben: Auf dem Bahnsteig erklärt Max die Folgen der Bauarbeiten und zeigt, wie ich trotzdem zu meinem Ziel komme. Unten: Ein unermüdlicher Nachtarbeiter: Max der Maulwurf auf einer Tunnel-Baustelle in Berlin. Alle Fotos: Hermann Schmidtendorf

Und so blieb es bis heute. Wenn ich auf Bahnhöfen Plakate mit Max sehe, weiß ich: Das ist wichtig! Hier wird bald gebaut! Das muss ich lesen! An allgemeinen bunten Plakaten würde ich dagegen eher vorbei gehen – das kann ja irgendeine Reklame sein, die mich nicht betrifft und mich nicht interessiert. Diesen Signaleffekt: Achtung Baustelle! – den erkenne ich nur bei Max.

Im Gespräch bringt ein Medienkollege einen Kompromiss ins Spiel: Die Zeichner könnten ja vielleicht Max ein „Facelifting“ verpassen, ein etwas moderneres Aussehen. Warum eigentlich nicht! Auch die Zeichentrick-Figuren im Werbeprogramm des Zweiten Deutschen Fernsehens, die „Mainzelmännchen“, wurden schließlich vor Jahren „relauncht“. Doch sie wurden nicht abgeschafft. Und der pausbäckige Junge auf den Verpackungen der „Kinder Schokolade“? Seit 1968 wechselte das Foto mehrfach. Zwischenzeitlich wurde wild an den Fotografien retuschiert, um den wechselnden Moden gerecht zu werden. Selbst die Kleidung des Jungen wurde verändert – aus einem gelben Polohemd wurde eine blaue Kapuzenjacke! Doch ganz auf den Jungen auf der Verpackung verzichten – das wäre den Marketing-Experten des Schokoladen-Produzenten nicht eingefallen.

Also, liebe Deutsche Bahn – gib Dir einen Ruck! Es gibt nicht nur „entweder-oder“, sondern auch „sowohl-als auch“. Lass uns den lieben Max als Botschafter zumindest der kleinen, alltäglichen Baustellen!

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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